Freitag, 27. Juni 2014

Bitte nur noch Englisch!


Manchmal wünscht man sich, daß die Anglisierung schneller vorankommt und man nicht mehr solche Übersetzungen aus dem Amerikanischen lesen muß:
Aus der Todesgruppe herauszukommen war immer eine Frage des Überlebens für die Vereinigten Staaten. Überleben und in die zweite Runde. Nun, da die USA voranschreiten, wechselt sich der Fokus.“ (USA Today, www.gmx-net; es geht um die Fußball-Weltmeisterschaft.)

Mittwoch, 25. Juni 2014

Volk von Königen


„Kopten: Die christlichen Nachfolger der Pharaonen“, titelt evangelisch.de.[1]
Es könnte schon sein, daß ich ein Nachfahre Augusts des Starken bin; der soll ja über hundert uneheliche Kinder gezeugt haben, und zumindest einige von ihnen waren sicher recht fruchtbar. Aber sein Nachfolger bin ich ganz bestimmt nicht.

Freitag, 20. Juni 2014

Volltreffer


„Der große Satan trifft die Achse des Bösen“. Das war vor drei Tagen die Schlagzeile der taz.
Man fragt sich, womit er die denn getroffen hat. Mit dem Pfeil? Aber der Satan hat vielleicht gar keinen, er ist weder Amor noch Apollo. Oder volley aus 20 Metern mit dem Außenrist? Nicht ausgeschlossen in diesen Tagen. – Treffen in der von der taz gemeinten Bedeutung kann der Satan seine Großmutter, das geschieht vielleicht sogar täglich; oder George W. Bush jr. nach dessen Ableben. Oder ist der große Satan mit diesem identisch? Ich weiß es leider nicht, zwischen den USA und ihren Feinden geht es derart teuflisch zu, daß einem ganz wirr im Kopf wird. Aber wie auch immer: In der Redaktionskonferrenz der taz werden die Überschriften-Designer sicher für ihre mißratene Metapher gepriesen.


Freitag, 13. Juni 2014

Zentralsubjektstheorie


„Die Studierenden kennen und verstehen zentrale wissenschaftliche und subjektive Theorien und Konzepte von Gesundheit und Krankheit und deren Bedeutung für eine qualitativ hochwertige Gesundheitsforschung und Gesundheitsversorgung, für die Pflege und die Pflegewissenschaft.“[1]
Das hat’s aber in sich. Die Studierenden habe ich an anderer Stelle gewürdigt. Was hat es mit den zentralen Theorien auf sich? Bei „zentrale wissenschaftliche Theorien“ kann ich mir ja etwas denken. Aber was mögen zentrale subjektive Theorien sein? Eine subjektive Theorie könnte eine sein, der ein Wissenschaftler, also ein einzelner Mensch, also ein sogenanntes Subjekt, aber nicht seine Wissenschaft anhängt. In welchem Sinne kann diese Theorie aber dann zentral sein?
Oder es könnte um die Theorie des Sherlock Holmes dazu gehen, wer in dem von ihm aufzuklärenden Fall der Mörder ist; diese Theorie hat ja nur er, dieses eine Subjekt, alle anderen haben andere Theorien, und zwar falsche. Was wäre in diesem Fall eine zentrale subjektive Theorie? Vielleicht so etwas: wenn die Theorie des Detektivs sich als richtig erweist und damit nicht nur der eine Fall gelöst wird, sondern wie beim Spiel mit den Dominosteinen ein Ganove nach dem anderen umpurzelt und am Ende eine ganze Bande einsitzt?
Oder ist mit der zentralen subjektiven Theorie vielleicht gar keine Theorie gemeint, sondern eine Art fixer Idee, die das ganze Denken und Leben eines Subjekts organisiert? Dessen Glaube, es sei Napoleon oder Bin Laden?
Und wieso heißt es Theorien von Gesundheit? Ist denn die Theorie Darwins eine Theorie von Evolution? Und wenn es eine qualitativ hochwertige Gesundheitsforschung gibt, was ist dann eine quantitativ hochwertige? Das geht also alles hinten und vorne nicht.
Na ja, denkt man, der Satz kommt aus einer Fachhochschule. Das ist die untere Etage im tertiären Bildungswesen. An den Universitäten wird’s sicher anders zugehen. Laßt uns nachsehen:
„Die Einigung zum Verfahren des Wettbewerbs konnte bis zum Ende des Jahres 2004 noch nicht abgeschlossen werden.“ So das Rektorat der Universität Heidelberg.[2]
Bis zum Ende des Jahres könnte man sich vielleicht über das Verfahren einigen, aber nicht zum Verfahren. Beim Feilschen einigt man sich am Ende über den Preis, nicht zum Preis. Wenn das Rektorat einer Eliteuniversität das nicht weiß – wie mag es erst in den Rektoraten der Universitäten minderen Ranges zugehen, etwa in Marburg, Jena oder Tübingen?



[1] http://www6.hs-esslingen.de/de/50635?naviid=56945

Freitag, 6. Juni 2014

Beliebt bei Alpen


„Milan Horacek, Altgrüner, beliebt auch bei Sudeten“.
Wieder einmal eine Unterüberschrift der taz[1], die einen in Verwirung stürzt. „In“ den Sudeten müßte es heißen, dachte ich erst, nicht „bei“. Man sagt ja auch nicht „beliebt bei Alpen“, wenn man meint, daß jemand bei den Tirolern beliebt ist. Aber dann merkte ich, daß es doch richtig sein könnte. Horacek könnte in einer Stadt, die in der Nähe der Sudeten liegt, beliebt sein; unwahrscheinlich, aber möglich. Wahrscheinlicher ist, daß die taz-Praktikanten, die, weil sie dafür noch zu klein sind, keine Artikel schreiben dürfen, sondern sich nur an den Unterüberschriften versuchen, nicht wissen, daß die Sudeten ein Gebirge sind und die Leute, bei denen Horacek beliebt ist, Sudetendeutsche heißen. Leider ist zu befürchten, daß sie es auch nicht wissen werden, wenn sie groß geworden sind. Das Gebirge liegt ja nicht in Kalifornien, da kennt sich der Gemeine Westdeutsche aus, sondern weit im Osten, irgendwo in Westasien, denkt er, und darüber muß man nichts wissen, die anderen wissen ja auch nichts.





[1] 6.6.2014, S. 2

Dienstag, 3. Juni 2014

Abtreten!


Niemand kann wollen, daß 68er-Bewegung nicht stattgefunden hätte. Wer das von sich behauptet, macht sich etwas vor. Ohne sie hätten wir Zustände, die auch dem finstersten heutigen Reaktionär unerträglich wären. Aber was von ihr noch übrig ist, sollte wissen, wann es Zeit ist, abzutreten. Die taz schreibt heute: „Cameron und Merkel sorgen dafür, daß ihr neoliberaler Kurs in Europa“ nun, nicht etwa „siegt“, sondern „obsiegt“. Kann man noch tiefer sinken?